Januar 2025

Am Ende ist alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende...

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Das ist ein Zitat von Oscar Wilde – kennengelernt habe ich es in dem wunderbaren Film: Best Exotic Marigold Hotel.

Für Sie und mich möchte ich dieses Zitat heute anpassen: Am Ende ist alles gut. Und auch wenn es gut ist, ist es noch nicht das Ende….


Im April dieses Jahres durfte ich das 20-jährige Bestehen meiner Tierheilpraxis feiern. Allen Unkenrufen zum Trotz – Das wird doch nie was! Wie willst Du denn davon leben? Wer geht denn mit seinem Tier zu einer Tierheilpraktikerin? - ist was draus geworden. Etwas sehr Schönes.


Und es sind viele zu ‚einer Tierheilpraktikerin‘ gegangen. Und dafür sage ich heute danke schön! Danke für Ihr Vertrauen, danke für Ihre Treue, danke, dass Sie mir Ihr Tier anvertraut haben. Wenn ich auf diese 20 Jahre zurückblicke, dann gab es nicht einen einzigen Tag, an dem ich gesagt habe: puh, ich habe heute gar keine Lust zu arbeiten. Es gab Tage, da habe ich gesagt: hm, ein bisschen länger liegenbleiben am Morgen oder ein bisschen früher heimkommen am Abend, das wäre toll. Aber nie: ich will heute nicht arbeiten. Und wer kann das sonst schon über sich und seiner Arbeit sagen?


Ich habe wunderbare Tiere und ihre Menschen kennengelernt und durfte sie auf ihrem Weg begleiten. Auf diesem Weg sind einige Freundschaften entstanden. Auch das ist ein großes Geschenk. Und wie ist es jetzt mit dem Ende und alles ist gut? Vielleicht erinnern Sie sich an meinen Blogbeitrag über Schwedisch Lappland – ok, ist lange her, so 2016 glaube ich. Auch hier die Unkenrufe: was willst Du da denn? Ist doch viel zu kalt und immer dunkel.


Mir war es nicht zu kalt und zu dunkel und Schwedisch Lappland zu erleben hat für mich vieles verändert. Die Weite, sooo viel Raum  zum Leben,Ruhe und Entspannung – chillen pur auf Neudeutsch. Und ich habe auch hier Menschen kennengelernt, die zu Freunden geworden sind. Über all die Jahre und die Entfernung hat diese Freundschaft gehalten.


Eine dieser Freundinnen ist auch eine ‚Tierheilpraktikerin‘ – und sehr maßgeblich am Eingangszitat beteiligt: Am Ende ist alles gut. Katharina Koch-Hartke, ebenfalls einigen aus meinen Erzählungen schon bekannt, hat  zum 1.1.2025 meine Praxis übernommen. Darüber freue ich mich von ganzem Herzen. Es ist nicht einfach vorbei, wenn ich aufhöre,sondern es geht weiter. Mit ihr habe ich meine Wunschnachfolgerin gefunden – ich würde ihr jedes meiner Tiere anvertrauen.


Ich glaube, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Sie ist erreichbar unter www.tierheilpraxis-freiburg.de. oder per Telefon unter 0173 / 87 45 984 ..


Und damit kommen wir wieder zu meinem abgewandelten Zitat: und auch wenn es gut ist, ist es noch nicht das Ende.


AbJanuar werde ich eine Pause einlegen, neu planen – einen Gedanken und Wunsch umsetzen, der im Lauf der Zeit immer stärker gewachsen ist.


Bei meiner Arbeit habe ich oft den Satz gehört: wenn ich nur wüsste, was in meinem Tier so vor sich geht. Wenn ich es nur besser verstehen würde. Genau da möchte ich in Zukunft ansetzen. Weiterhelfen, neue Wege gehen – mit Tieren und Menschen. Darauf freue ich mich – das ist mir ein großes Anliegen und ein Herzenswunsch.


Vielleicht treffen wir uns dann ja wieder – anders halt als bisher. Bis dahin sage ich danke an Sie, danke an Katharina, die Sie und Ihre Tiere weiterhin bestens betreuen wird und Danke an all die Fell- und Federtiere, die sich in mein Herz geschlichen haben.


Herzliche Grüße und alles Gute

Irene Keil

Februar 2018

Warst du eigentlich schon immer so ein Hundemensch??

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Diese Frage hat mir vor kurzem eine Kundin gestellt und damit eine wahre Gedankenflut losgetreten. Ich mochte Hunde schon immer, aber früher war ich eher deren ’natürlichen Feindinnen‘ , den Katzen, zugetan. Und diese haben mich auch die längste Zeit in meinem Leben begleitet. Hunde waren prima, aber ich hatte nie so viel Zeit, so dachte ich, dass ich einen dauerhaft in mein Leben lassen konnte. Ich war mit ‚Gassihunden‘ unterwegs, das hat mir viel Freude gemacht und mich manchmal vor die Frage gestellt, warum macht der Hund jetzt gerade das, was er macht?


Und dann kam irgendwann der Tag, an dem mir klar wurde, dass ich beruflich ‚irgendwas mit Tieren‘ machen möchte. Das Irgendwas war dann eine Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin für Tiere. Gefolgt von der Ausbildung zur Tierheilpraktikerin und zur Tierkinesiologin. Aber noch immer haben privat die Katzen mein Leben begleitet. Und diese Katzen haben sich ganz nebenbei und zu meiner großen Freude zu Hundeakzeptierern entwickelt.


Es gab immer wieder Momente, in denen ich mir überlegte, einen Hund dauerhaft zu mir zu nehmen. Und da ich viel mit Hunden aus dem Tierschutz zu tun hatte, haben mich auch viele Menschen gefragt, ob ich nicht einen Notfall aufnehmen könnte. Mit schwerem Herzen habe ich mich immer dagegen entschieden und geholfen, einen guten und passenden Platz zu finden. Ich hatte und habe noch oft einen 10-Stunden-Tag. Natürlich könnte ich einen Hund immer mitnehmen. Aber ist das so hundegerecht? Mitnehmen, im Auto lassen, zwischenrein Gassi gehen? Und was ist im Sommer, wenn es zu heiß und was im Winter, wenn es zu kalt ist, den Hund im Auto zu lassen? Ich würde doch genau das machen, was ich nicht gut finde: für mein eigenes Wohlgefühl einen Hund ins Haus holen und ihn dann stundenlang alleine zurücklassen. Ich hatte ja schon den Katzen gegenüber dauernd ein schlechtes Gewissen – und die waren zu Zweit und Freigänger. ABER: ich habe mir eine Hundeleine gekauft. Sie gut sichtbar in den Flur gehängt und mir gedacht: irgendwann kommt da schon der passende Hund dazu.


Und dann habe ich eines Tages einen Termin für ein Hundetraining angenommen. Angetroffen habe ich dort eine äußerst ungnädige Hundedame, die grollend und fletschend unter dem Tisch lag und mich zu der Überlegung veranlasste, ob ich nicht lieber wieder gehen sollte. Ich bin nicht gegangen, sondern habe meine Arbeit gemacht. Und habe mich total in diese Kratzbürste verliebt. Im zweiten Anlauf und da dann auch auf Gegenseitigkeit. Und plötzlich war alles ganz einfach. Lunas Frauchen (heute eine liebe Freundin) war einverstanden, dass sie mich begleitet, mir beim Welpentraining hilft, mit auf Hundespaziergänge und Hundetrainings geht und mit mir Fortbildungen für Mensch und Hund besucht. Aus der Kratzbürste ist mein Herzenshund geworden. Ferien mit Hund machten mich glücklich und einfach zusammensein noch glücklicher.


Plötzlich hatte ich ein warmes Gefühl im ganzen Körper, wenn ich Luna abholte, wenn wir einfach zusammen irgendwo am Bach saßen oder ich ihr eine Fährte legte und sie sich freute wie Bolle. Ich fand, dass sie das schönste Hundelachen der Welt hatte. Und wenn sie vor mir herlief und sich dann umdrehte und mich anschaute, dann hätte ich ihr jedesmal Löcher ins Fell knuddeln können vor grenzenloser Hundeliebe.


Ich hatte eine Art ‚Hundesharing‘ und das hat erstaunlicherweise super funktioniert. Für uns alle. Und ich hatte in Luna einen Hundecoach. Sie war nicht so einfach. Mit Hunden und Katzen schon, mit Menschen nicht so. Und anfangs hat sie mich öfter mal in Situationen gebracht, über die ich heute lachen kann, die mir damals aber ein bisschen peinlich waren. Beim ersten geführten Hundespaziergang zum Beispiel: 8 Menschen mit Hund versammeln sich zum Trainingsspaziergang auf dem Park & Ride. Es fängt an leicht zu nieseln und Luna sagt: Sorry, ich steig nicht aus, wenn es regnet. Geh doch alleine, ich warte hier. Und als ich nachdrücklicher das Aussteigen eingefordert habe, hat sie auch nachdrücklicher darauf hingewiesen, dass sie Regen nicht mag. Letztendlich kam sie dann mit, aber es hat etwas gedauert. Über 10 Jahre hat sie mich begleitet und ich habe unendlich viel mit und von ihr gelernt. Sie war mein Herzenshund, meine große Hundeliebe. Letztes Jahr mussten wir sie gehen lassen. Und es ist noch immer eine große Lücke und sehr oft eine große Leere in mir. Ich denke täglich an sie, sie ist in meinen Gedanken und meinem Herzen.


Ich war nicht schon immer ein Hundemensch. Ich war schon immer ein ‚Tiermensch‘ und das bin ich noch – bedingunslos. In das ‚Hundemenschsein‘ bin ich reingewachsen. Und dabei hatte ich eine großartige Begleiterin. Danke Luna.


Mit diesem Artikel habe ich teilgenommen an Anna’s Blogparade https://der-hund-als-berufung.de/blog. Und dort viele wunderbare Beiträge zum Thema Hund und Mensch gefunden.

Januar 2018

Du willst nach Lappland?? Da ist es doch total kalt! Und immer dunkel im Winter!

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Und sooo viel Schnee. Mit einer Gruppe? Skiwandern? Schneeschulaufen? Das sind doch alles Sachen, die Du überhaupt nicht magst!So oder so ähnlich waren die Kommentare auf meine Mitteilung, ich würde das Silvester 2016/2017 in Schwedisch Lappland feiern. Genauer gesagt im Nationalpark Stora Sjöfället, ein paar hundert Kilometer nördlich vom Polarkreis. Mit Schneeschuh-wandern und Tourenskilaufen in einer kleinen Gruppe, organisiert von 8Seasons4Woman. Hatte ich noch nie vorher gehört. Aber in der Ausschreibung stand etwas von Polarlichtern erleben – und das habe ich mir schon lange gewünscht. Über alles andere habe ich mir ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken gemacht. Ich habe kurz entschlossen gebucht und gleich noch ein paar Verlängerungstage auf einer Huskyfarm drangehängt.


Erst danach habe ich mal auf der Karte geschaut, wo das eigentlich ist. Aber egal. Die Polarlichter möchte ich sehen. Unbedingt. Der Flug ging über Stockholm nach LLulea. Von dort ca. 4-5 Stunden mit dem Bus weiter. Auf dem Flug Stockholm – Lulea schaute ich aus dem Fenster, unter mir alles dunkel aber viele viele blinkende Lichter. Es war gefühlt 22h, aber ein Blick auf die Uhr bestätigte: 15.30h. Neben mir sass ein Ehepaar, das in Lulea lebt und auf dem Rückweg von einem Städtetrip von London war. Die Frau fragte mich, wo ich denn hin wollte und ich sagte: nach Stora Sjöfället? Wohin? Storja Sjöfallet. Schweigen. Dann die Frage: was willst Du da denn? Da kann man nicht hin im Winter, da ist alles zugeschneit. Ich versuchte zu erklären, aber Heidi Maria (so hiess sie) konnte sich für mein Reiseziel um diese Jahreszeit so gar nicht erwärmen. Letztendlich drückte sie mir ihre Visitenkarte in die Hand und sagte: Pass auf, wenn es ganz schlimm wird, dann kommst Du einfach bei uns vorbei. Du kannst gerne bei uns wohnen. Spätestens da kam leichte Panik auf.


Wir kamen pünktlich in Lulea an, der Bus stand bereit, weiter ging es bei Schneetreiben durch die Dunkelheit Richtung Norden. Das Schild, das den Polarkreis anzeigte war nicht wirklich zu sehen, weil eingeschneit. Irgendwann dann die Ankunft in der kleinen Anlage. Ein leichtes, spätes Abendessen und Bezug der Zimmer.


Am nächsten Tag trafen wir uns zum Frühstück und dann ging es los mit den Schneeschuhen. Es schneite und es war kalt und es war einfach wunderbar. Unberührte Natur, Landschaft so weit das Auge reichte. Nach ca. 4 Stunden kehrten wir zurück, aßen zu Mittag und um ca 15h wurde es tatsächlich dunkel. Also ab in die Sauna bis zum Abendessen. Später zusammensitzen am Kamin oder lesen und am nächsten Tag ging es weiter.


Ich habe jeden einzelnen Tag genossen. Nur die Polarlichter habe ich nicht gesehen. Bis zum 31.12. Um 22h waberten sie plötzlich in unglaublichen Farben um das Haus, ich stand sprachlos draussen und konnte es nicht fassen. Eine sehr entrückte Stimmung kam auf, Staunen und Schweigen und ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Glück. Und Dankbarkeit. So etwas schönes sehen zu dürfen.

Zwei Tage später reiste ich mit zur Huskyfarm und blieb dort noch 4 Tage. Das Licht dort war viel heller, die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau. Die Hunde tobten über den eingefrorenen See. Ich habe die Gastfreundschaft unendlich genossen und wurde von Tag zu Tag enspannter. Auch die Temperaturen, die dann mal kurz von heftigem Schneetreiben begleitet in den Keller gingen, konnten mich nicht aus meinem Wohlgefühl reißen.


Ich habe jeden einzelnen Tag genossen. Alles, was man mir gesagt hatte, stimmte: es war kalt, aber es war eine trockene angenehme Kälte. Und mich den richtigen Klamotten war es überhaupt kein Problem. Ich habe nicht einmal gefroren. Es wurde früh dunkel. Aber nicht so viel früher als hier. Und durch die Massen von Schnee, wurde das Licht reflektiert und das war unglaublich schön.

Was mir keiner gesagt hatte: es herrscht eine wohltuende Stille. Man hört das Stapfen durch den Schnee, den Wind, das Rauschen der Bäume, alles wirkt so gedämpft und besänftigend. Die Uhren gehen langsamer. Die Kälte und das spezielle Licht oder eben auch die spezielle Dunkelheit wirken entschleunigend. Und das ist sehr angenehm. Ich war nach 10 Tagen in schwedisch Lappland extrem entspannt. Und das Schöne daran: es hat echt angehalten. Über viele Wochen.


Im September darauf bin ich nochmals hingeflogen. Die erste Woche habe ich alleine in einer Hütte am See verbracht. Und auch das genossen. Danach bin ich wieder auf die Huskyfarm gezogen. Zu den Menschen und den Hunden und der Landschaft, die mir so an’s Herz gewachsen sind. Und ich habe es wieder genossen.


Nächste Woche packe ich meine Koffer. Und dann fliege ich wieder in den Norden. In die Kälte, die für mich keine mehr ist, in die Dunkelheit, die gar nicht so dunkel ist. Und zu den wunderbaren Zwei- und Vierbeinern, bei und mit denen ich eine wunderschöne Zeit verbringen durfte und wieder darf.

Mai 2016

Ich geh´den ganzen Weg ...

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... mit Dir, das habe ich in Gedanken immer zu meinen Tieren gesagt, wenn sie älter und grauer wurden. Und danach möchte ich nicht noch einmal ein Tier haben und wieder vor der Entscheidung stehen: muss ich mich jetzt verabschieden, mein Tier gehen lassen oder geht es von alleine. Und wenn ich es entscheiden muss, wann ist denn der richtige Zeitpunkt. Wer sagt mir denn, dass es jetzt ist und nicht schon einen Tag vorher oder eine Woche später? Mein erster Kater wurde eingeschläfert und ich konnte nicht dabei sein. Ich hab mir geschworen, das passiert mir nie wieder. Mein zweiter Kater starb in meinen Armen. Der dritte Kater wurde eingeschläfert, als ich verreist war. Ich habe es nicht geschafft, rechtzeitig zurückzukommen und habe mich furchtbar gefühlt.


Meine Katze hat mich viele, viele Jahre begleitet. Sie wurde sehr alt, sie wurde dement, sie wurde taub, hat nur noch wenig gesehen, sie hat sich verlaufen und ich habe große Ängste ausgestanden, dass ich sie nicht wiederfinde. Sie war aber immer sehr freiheitsliebend und so habe ich erst die Katzenklappe verschlossen, als es gar nicht mehr anders ging. Da war sie aber zufrieden mit, sie hat zum Schluß eh die meiste Zeit verschlafen. Wenn sie wach war oder aufgewacht ist, hat sie nach mir gerufen. Da sie nichts mehr gehört hat, war das Rufen entsprechend laut, auch nachts. Ich habe mich oft wie gerädert gefühlt, wenn ich gerade erst eingeschlafen war und sie dann die Idee hatte, jetzt ist Zeit für Fressen oder Schmusen oder manchmal auch ein bisschen spielen. Und manchmal bin ich auf Unverständnis gestossen, weil ich nicht mehr abends weggehen wollte oder länger in Ferien in der letzten Zeit. ‚Du musst doch auch an Dich denken, wieso tust Du Dir das denn an?‘

Gegenfrage: Was hab ich mir denn angetan? Was sind ein paar – oder auch mal viele paar – Nächte mit wenig Schlaf? Es ist doch auch schön, wenn man zu seinem grauen Schnauzentier geht, es zu sich nimmt und an sich kuscheln lässt und dieses dann entspannt einschläft für den Rest der Nacht, weil es sich aufgehoben und beschützt fühlt?


Ich war in ständiger Sorge, dass ich den ‚richtigen Moment‘ verpasse, dass ihr Zustand in Leiden übergeht und ich das vor lauter nicht Loslassen können nicht sehen will.


Ich habe schon viele Sterbebegleitungen gemacht und Tiere gehen sehen, es ist nichts Fremdes für mich und auch nichts Schlimmes. Das Sterben gehört halt dazu, bei jedem Lebewesen. Ich bin froh, dass wir die Möglichkeit haben, unseren Tieren zu einem würdigen Ende zu verhelfen und ihnen viele Schmerzen ersparen können. Und dass wir dabei sein können – wenn wir das denn können. Ich weiss, dass es viele Menschen nicht schaffen, diesen letzten Weg mit Ihrem Vierbeiner zu gehen, sie können es einfach nicht aushalten. Und deshalb muss sich auch niemand schuldig fühlen, unsere Tiere verstehen das schon. Die haben meist ihr Leben lang fast nichts anderes getan, als uns zu beobachten und zu studieren, manchmal denke ich, sie haben uns besser durchschaut als wir uns selbst. Aber es kann auch sehr sehr friedvoll sein, gemeinsam mit seinem Tiergefährten die letzten Stunden zu verbringen und da zu sein, dabei zu sein, wenn er sich von selbst auf den Weg in eine andere Welt oder ein anderes Leben macht – wer weiss das schon. Es zeigt sich nochmals eine große Verbundenheit und Innigkeit, gepaart natürlich mit großem Schmerz und Verlustgefühl. Aber so ist das halt, wenn einer geht, er hinterlässt ein Vakuum, eine unfassbare Lücke, eine unendliche Leere. Kein Katz mehr, das einen gurrend und schnurrend begrüßt, wenn man die Tür aufschliesst oder eben auch kein Hund mehr, der einem schwanzwedelnd entgegenkommt und fragt: und was machen wir jetzt, ich bin total ausgeruht und Du?


Es dauert lange, bis es tief drinnen an kommt, dass es kein ‚es ist‘ sondern jetzt ein ‚es war‘ heißt und ich bin froh, dass ich mit meiner Katze den ganzen Weg gehen konnte. Und es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, sie zum Schluss noch in einen Transportkorb zu stecken und irgendwohin zum Einschläfern zu bringen. Ich habe das hier zu Hause, in meiner und ihrer vertrauten Umgebung machen lassen, ich habe mich vorbereitet, wollte bereit sein, den ganzen Weg mit ihr zu gehen und das war gut so, auch wenn es schmerzhaft war. Ich habe es nicht vorher gewußt, ob es der ‚richtige‘ Zeitpunkt war, aber sie konnte an mich gekuschelt friedlich gehen, sie ist wirklich eingeschlafen. Und erst Tage danach wusste ich, dass es tatsächlich der richtige Zeitpunkt war. Ich hab sie hier behalten, noch zwei Tage und Nächte und erst dann habe ich sie zum Einäschern abholen lassen. Das war nochmals ein schlimmer Moment, denn dann war auch der Körper weg, dann war sie ganz weg. Und es war nochmal ein Stück leerer.


Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich es wichtig finde, sich mit dem Sterben und dem Verlust von seinem Tier zu beschäftigen. Und sich bewusst zu werden, dass man nur eine begrenzte Zeit zusammen hat. Und die sollte man nutzen, um es sich und seinem Vierbeiner gut zu machen. Um sich kennenzulernen, empathisch zu sein. Und wenn Sie Ihr Hund mal wieder mit seinen Dreckpfoten anspringt und Sie aussehen lässt, als hätten Sie schon die ganze Woche die selben Klamotten an, dann ärgern Sie sich nicht, schreien Sie ihn nicht an, überlegen Sie sich, was Sie tun können, um eine solche Situation in Zukunft zu vermeiden – ihn zu erziehen wäre so eine Möglichkeit.

Und wenn Ihre Katze auf Ihre Lieblingsjeans pieselt oder die frisch gebügelte Wäsche Ihres Partners oder Ihrer Partnerin, dann überlegen Sie nicht, sie abzugeben – die Katze -, sondern fragen sich, warum sie das macht und finden Sie eine Lösung.


Jetzt können Sie das noch. Irgenwann nicht mehr.


Mein Lieblingshundemädchen ist auch schon eine graue Schnauze und wenn sie manchmal nach einem Spaziergang so ganz langsam und gemütlich vor sich hintrottet oder mal stolpert, dann schau ich sie an und hoffe, dass sie uns noch lange Zeit erhalten bleibt. Und wenn sie dann massiv Streicheleinheiten einfordert oder mal ihre ‚zickigen Minuten‘ hat, dann hätte ich sie früher zurechtgewiesen. Heute denke ich: ok, sie ist halt eine alte Hundedame – lass mal gut sein. (Aber das lass ich sie natürlich nicht wissen, auf gar keinen Fall).


Ob irgendwann wieder eine Katze hier einzieht? Keine Ahnung, irgendwann vielleicht schon. Aber bis dahin möchte ich nicht gefragt werden: Und? Holst Du Dir eine Neue? Was soll das heißen: eine Neue? Das ist kein Auto, kein Dampfkochtopf, das ist, bzw. war ein Lebewesen, das mit mir, seinem Menschen, viele Jahre verbracht hat, das ist nicht austauschbar. Und: es braucht seine Zeit: zu trauern, sich zu verabschieden, sich an die neue Situation zu gewöhnen und das verdient Respekt. So wie der letzte gemeinsame Weg.

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